Baggersee Schragenberg

Weite Teile inzwischen nach § 30 BNatSchG gesetzlich geschützt


Die IfaB-Experten schauen beim Kartieren mal rüber übern See vom Schragenberg nach Postmoor Foto: H. - J. Feindt
Die IfaB-Experten schauen beim Kartieren mal rüber übern See vom Schragenberg nach Postmoor Foto: H. - J. Feindt

Dieses ehemalige Sandabbaugelände in der Gemeinde Nottensdorf ist ein außergewöhnlich vielfältiges Biotop. Der Sandabbau hat einen See hinterlassen der vom Grundwasser gespeist wird. Seit Stilllegung der Betriebsfläche soll lt. Planfeststellungsbeschluss des Landkreises Stade das Gelände der Sukzession überlassen werden. Viele Arten der Flora und Fauna haben dort inzwischen ein Refugium gefunden.

 

Die Sukzession definiert den natürlichen Vorgang, bei dem Tiere, Pflanzen und Pilze in ein Ökosystem zurückkehren, welches vorher weitestgehend zerstört wurde. 

 

Wir vom NABU Kreisverband Stade  möchten das Gelände schützen, indem wir den besonderen Wert für Natur und Landschaft beschreiben. Eine geplante Bebauung wollen wir verhindern! Wir solidarisieren uns hier besonders mit vielen Bürgerinnen und Bürgern der Ortsteile Schragenberg (Nottensdorf) und Postmoor (Bliedersdorf) und haben daher auch Ende 2022 einen Spendenaufruf gestartet. Die Anwohner haben im Rahmen einer Bürgerinitiative zeitgleich zu einer Unterschriftensammlung  aufgerufen!

 

Leider sind wir augenblicklich nicht in der Lage, für den Schutz dieses Gebietes weiter zu sorgen.  Nach einer von uns beauftragten ersten Kartierung  durch das Institut für angewandte Biologie (IfaB) aus Freiburg/Elbe am 13.07.2021 hat der Eigentümer der Fläche gegenüber uns ein Betretungsverbot ausgesprochen! Bei der durchgeführten Kartierung wurde zunächst ein Schwerpunkt auf das Pflanzenvorkommen gelegt. In weiteren Schritten waren weitere Kartierungsmaßnahmen (Amphibien, Wirbeltiere, Vögel, Insekten, Fledermäuse etc.) geplant. In der abschließenden  Kurzcharakterisierung des IfaB heißt es: "Das Vorkommen von z. T. geschützten Tierarten, wie Rebhühnern, Eisvogel, Uferschwalben, Haubentauchern sowie zahlreichen Insektenarten (Libellen, Laufkäfer, Wildbienen etc) unterstreicht die große naturschutzfachliche Bedeutung des ehemaligen Abbaugeländes."

 

Die erwähnte erste Kartierung hat nach Überprüfung durch das Naturschutzamt des Landkreises Stade am 27. Juni 2023 dazu geführt, dass weite Bereiche des ehemaligen Abbaugeländes nach § 30 BNatSchG als gesetzlich geschützt erklärt wurden! Der Eigner, so das Naturschutzamt, sei schriftlich informiert worden. Ein kleiner Zwischenerfolg unserer Bemühungen.

Baggersee-Gelände gegliedert nach Biotop-Typen § 30 BNatSchG
Baggersee-Gelände gegliedert nach Biotop-Typen § 30 BNatSchG

Das Baggersee-Gelände  ist außerdem ein wertvolles Trittsteinbiotop als Teil des Biotopverbundes zwischen dem NSG Aueniederung und Nebentäler, dem Feuchtwiesenbereich Bullenbruch und dem NSG Neukloster Holz!

Im Osthang befinden sich im Sandboden eine große Zahl gefährdeter erdnistender Wildbienen, zum Beispiel die Blattschneiderbiene oder die Grabwespe und andere Insekten z. B. viele Schmetterlinge, die die artenreiche Magerwiese als Nahrungsquelle nutzen sowie auch der Dünensandlaufkäfer.

 

Die Gemeinde Nottensdorf plant nunmehr, direkt neben dem Baggersee liegend, in dem bereits seit 2013 amtlich ausgewiesenen Biotopverbindungskorridor (siehe Karte) ein ca. 20 ha großes Gewerbegebiet errichten zu lassen! Hat Natur noch eine Chance?

 

Die Fläche des geplanten Biotopverbindungskorridors zwischen Auetal und Bullenbruch. Auszug aus dem Landschaftsplan der SG Horneburg. Diese Planung ist identisch mit dem Landschaftsrahmenplan des Landkreises! Rote Pfeile mit Erläuterungen: NABU Stade
Die Fläche des geplanten Biotopverbindungskorridors zwischen Auetal und Bullenbruch. Auszug aus dem Landschaftsplan der SG Horneburg. Diese Planung ist identisch mit dem Landschaftsrahmenplan des Landkreises! Rote Pfeile mit Erläuterungen: NABU Stade

 

Auf den höher gelegenen Plateauflächen wurden bis zu 10 Rebhühner beobachtet, das weitaus größte Vorkommen im Radius von 50 km. Zahlreiche Brut- und Rastvögel besuchen das Gelände, im westlichen Schilfgürtel brüten Schilfrohrsänger, am östlichen Hangbereich die geschützten Rebhühner. Im Bereich vielfältiger Ufervegetation jagen Fledermäuse nach Insekten. Im Südhang nisten hunderte Uferschwalben, die Nester/Höhlen im Westhang wurden durch den Betreiber des Sandabbaues bereits zerstört.


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